Bogenabteilung des SV-Seeheim

Dieses Dokument soll euch bei der Pfeilauswahl helfen. Es ist für Recurve-FITA-Schützen gedacht.

Pfeile bestehen aus dem Schaft, Spitzen, Nocken und Befiederung.

 

Das wichtigste bei der Pfeilauswahl ist der Schaft. Er ist von der Länge (vom Sehnenloch der Nocke, aber ohne Spitze) genau an Auszug des Schützen angepasst.

Entscheidend ist, dass der Pfeil gut durch den Klicker geht. Der Klicker sollte theoretisch direkt vor dem Button stehen, meistens liegt er aber am vorderen Ende des Mittelstückes. Man sieht auch immer wieder Schützen, vor allem bei kleineren Menschen welche naturgemäß einen kürzeren Auszug haben, die mit einem Klickervorbau längere Pfeile schießen. Dies dient meistens dazu, dass längere Pfeile eine bessere Flugbahn haben.

Der Auszug ist also die Pfeillänge, von der Spitze bis zum Sehnenloch in der Nocke.

Hierzu gibt es Messstäbe, im Verein kann euch aber auch geholfen werden die richtige Länge zu ermitteln.

Hat man die richtige Länge, kann über Tabellen, aber auch Computerprogramme, der richtige Pfeil ermittelt werden.

Dazu muss man sich aber vorher über das gewünschte Material klar werden. Man unterscheidet heute nur noch drei Gruppen (aufsteigend nach Preisen):

  • Aluminiumpfeile für Anfänger, Halle oder für Schützen, die gerne auch mal im Feld auf freie Entfernungen schießen.
  • Karbonpfeile für Fortgeschrittene, engagierte Schützen oder als besonders dicke Variante für die Halle.
  • Karbonpfeile mit Aluminiumkern für gute Schützen.

Für die Halle (und andere kurze Distanzen) wird von allen Schützen gerne zu Aluminium oder dickem Karbon gegriffen.

Für die weiteren Distanzen werden gerne leichte Pfeile benutzt. Sie fliegen weit ohne das man ein riesiges Zuggewicht in den Wurfarmen, und damit Kraft in den Armen und Rücken, braucht. Deshalb wird heute gerne Karbon, ggf. mit Aluminiumkern geschossen.

Aus unserer Erfahrung hat sich gezeigt, dass bei einem Zuggewicht über 34 lbs. Karbonpfeile mit Aluminiumkern zu bevorzugen sind. Ich habe von einem Freund reine Karbonpfeile, die durch die heute sehr harten Scheiben so belastet wurden, dass sie im vorderen Teil Materialermüdung zeigen. Es knistert wie bei einer guten Zigarre, das Material ist nicht mehr fest zusammen, damit hat der Pfeil nur mehr Schrottwert.

Hat man sich für eine Materialart und Pfeiltyp entschieden, wird jetzt das Zuggewicht (= Kombination aus Wurfarmstärke und Auszugslänge) gemessen. Das Zuggewicht wird mit einer Handwaage gemessen. Eine Handwaage ist im Verein vorhanden.

Mit diesen drei Informationen (Pfeiltyp, Länge des Pfeils und Zuggewicht) könnt ihr euch jetzt auf die Tabellen der Hersteller oder in die Computerprogramme stürzen. Dort findet man das den passenden Spine-Wert des Pfeils oder eine 4stellige Nummer.

Was ist ein Spine-Wert?

Karbon- oder Karbon-/Aluminiumschäfte werden oft mit dem Spine-Wert benannt. Der Spine-Wert ist eine Maßzahl für die Steifigkeit des Pfeils. Sie wird ermittelt indem man den Pfeil auf zwei Stützen mit einem Abstand von 28 Zoll (1 Zoll = 2,54 cm, 28 Zoll = 71,12 cm) auflegt und ein Gewicht von 1,94 englischen Pfund (auch lbs., genannt libs = 880g) in der Mitte anhängt. Die Durchbiegung des Pfeilschaftes wird in 1/1000 Zoll gemessen und als Spine-Wert bezeichnet. Je kleiner der Wert, desto steifer ist der Pfeil. Generell gilt je stärker der Bogen und je größer der Auszug, desto steifer muss der passende Pfeil sein.

Und die 4stellige Nummer?

Bei Aluminiumpfeilen ist es üblich, über die Bezeichnung die Stärke des Wandmaterials und des Durchmessers als 4stellige Zahl zu verschlüsseln.

Die ersten zwei Ziffern definieren den Durchmesser des Pfeile, und zwar der Wert mal 1/64 eines Zolls (USA lässt grüßen, für uns Deutsche sind das 0,396876 mm).

Die letzten zwei Ziffern definieren die Wandstärke in 1/1000 eines Zolls (im Deutschen sind das       0,0254 mm).

Am Beispiel eines Easton 1916 heißt das:

     Durchmesser = 19 mal 0,396876 mm = 7,540644 mm
     Wandstärke   = 16 mal 0,0254 mm = 0,4064 mm

Wandstärke und Durchmesser, sowie das verwendete Material, sind also die entscheidenden Kriterien für das Gewicht des Schaftes.

In der Regel muss der Schaft auf die richtige Schaftlänge (Achtung: Nicht Pfeillänge) geschnitten werden. Dazu kommt die Nocke.

Jetzt habe ich also den Schaft, aber was nun?

Für die Befiederung werden meistens Plastikfedern verwendet. Sie gibt es in unterschiedlichen Formen und Farben. Hier kann man sein ästhetisches Gefühl für Formen und Farben voll ausleben. Gerne werden für weitere Distanzen gedrehte Federn genommen. Sie sollen den Pfeil während des Fluges in Rotation versetzen, so dass der Flug stabiler wird.

Über die Nocke ist nicht viel zu sagen. Bei uns bevorzugen wir meistens asymmetrische Nocken, aber ein echten Unterschied zu symmetrischen Nocken habe ich nicht festgestellt. Auch hier kann man sein ästhetisches Gefühl für Formen und Farben voll ausleben.

Die Spitze ist schon entscheidender für den guten Pfeilflug. Sie muss vom Gewicht und, bei einigen Pfeiltypen möglich, von der Länge an diesen angepasst sein. Die Hersteller geben hierzu Empfehlungen. Wer es genauer messen möchte, sollte sich mit dem F.O.C. (Front of center) von Easton beschäftigen.

Hier wird eine genaue Empfehlung gegeben, an welchem Punkt der Pfeil in der Waage liegen sollte, es ist nämlich nicht die Mitte des Pfeils. Der Pfeil muss dazu mit Spitze, Nocke und Befiederung fertig sein.

Folgende Werte müssen gemessen werden:

L = Länge des Pfeils vom Sehnenloch des Nocke bis zum Schaftende (also ohne Spitze).
A -  Länge vom Sehnenloch der Nocke bis zum Balance-Mittelpunkt (dazu den Pfeil auf dem Finger horizontal ausbalancieren).

Und dann folgende Formel anwenden:  F.O.C. % = 100 * (A - L / 2) / L

Für Easton-Pfeile gibt es folgende Empfehlungen:

    Aluminium Pfeile =  7-9%

    ACC                     = 9-11%

    ACE                     = 11-16%

Letztendlich muss ein Pfeil immer im Bogen eingeschossen werden. Dazu aber woanders mehr.

Da war doch noch was? Ah ja, Pfeile sollte man nicht mischen. Was ist das schon wieder?

Pfeile werden von Maschinen produziert. Maschinen haben Toleranzen. Die Toleranzen werden, zumindest bei den teueren Pfeilen, gemessen und sortiert. Daraus ergeben sich Gruppen mit gleichem Verhalten. Diese werden in einem Code mit auf den Pfeil gedruckt und als Marge bezeichnet. Kauft also immer, soweit es geht,  die gleiche Marge.
Weiterhin heißt das auch, dass man immer die gleiche Befiederung, Nocken und Spitzen (-gewichte) verwenden soll. Sonst bekomme ich unterschiedliche Flugeigenschaften, was ich doch vermeiden will.

Pfeile billig gebraucht zu kaufen ist schwer, bzw. Glückssache. Er muss von der Länge, Pfeiltyp und Materialstärke und ggf. Marge genau passen. Da gebrauchte Pfeile schon “belastet” wurden, kann auch die Haltbarkeit leiden. Ein neuer Pfeil ist teuer, aber hält auch lange. Das es sich letztendlich um Verschleißmaterial für einen langen Zeitraum handelt, sollte man sich neue Pfeile kaufen.

Eine Pfeiltabelle von EASTON für Recurve-Pfeile findet ihr hier ==> Pfeiltabelle oder im Download-Bereich. Die Tabelle für alle Pfeile findet ihr auf der Easton-Seite.